ja, manchmal kommt es ganz anders. Da plant man eine Besteigung des Balmhorn im Kanton Bern, mit Zeltbiwak mit allem drum und dran, leiht sich einen warmen Schlafsack und kauft Trekkingnahrung. Tja, und dann macht einem das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Die Vorhersage verspricht Regen, Schnee, Gewitter, nichts für ein Zeltbiwak.
Glücklicherweise hat man immer mehrere Ausweichmöglichkeiten in Petto. Und so ging es letztendlich für 4 Tage ins schöne Graubünden. Wobei das Wort grau nur an einem Tag Bestand hatte.
Tag 1
Die Anreise verlief unproblematisch und ohne große Verzögerungen. Um 13:00 Uhr waren wir in Disentis. Dort parkten wir die Autos, zogen uns um und nahmen am Bahnhof den Bus nach Curaglia. Auch wenn es nur 5 km waren wollten wir uns die sparen.
Von Curaglia aus wanderten wir los in Richtung Camona da Medel, auf deutsch Medelser Hütte. Diese erreichten wir nach 3 Stunden und hatten dabei im Aufstieg zwei Schneefelder zu durchschreiten. Verwunderlich, wir waren die einzigen Gäste. Die gemütliche Hütte, die netten Leute und das gute Essen sorgten für einen kurzweiligen Abend. Schnell war 22:00 Uhr und Zeit fürs Bett.
Tag 2
Es war zwar schon hell aber immer noch recht früh als wir unser Frühstück einnahmen. Nach einer halben Stunde waren wir bereits dabei die Ausrüstung anzuziehen um dann vor der Hütte auch gleich die Steigeisen anzuziehen. Immerhin hatten wir bereits am Anfang einen Firnhang zu queren, der an einigen Stellen 40° erreichte. Nachdem wir den geschafft hatten kamen wir zur Gletschermoräne und seilten uns dort an.
Weiter ging es über den Gletscher in Richtung Gipfel. Spalten waren keine zu ziehen. Es lag noch zu viel Schnee. Aber den Gipfel sahen wir auch nicht. Zuviel Nebel versperrte uns die Sicht. Nur zwei Mal zeigte sich kurz das Kreuz.
Nachdem wir den letzten steilen Hang überwunden hatten lag nur noch der kurze Gipfelgrat zwischen uns und dem Ziel. Mit einem gewissen Respekt hatten wir auch den bald gemeistert und standen am Gipfel des Piz Medel auf 3.210m. Zu sehen gab es nix, aber egal.
Der Abstieg verlief recht unproblematisch und zügig, so dass wir bald wieder die Medelser Hütte erreicht hatten und dort den Nachmittag gemütlich bei Kaffee und Kuchen verbrachten.
Tag 3
Nach einer weiteren ruhigen Nacht und einem guten Frühstück sollte es heute über die Greina Hochebene zur Terrihütte gehen. Das Wetter hatte sich über Nacht geändert. Bei stahlblauem Himmel und strahlendem Sonnenschein ging es erst einmal mit schnellem Schritt, die Steigeisen an den Füßen 300m tiefer den Firnhang hinunter.
Darauf folgten 550HM einen langen mit festem Schnee versehenen Hang hinauf bis wir den höchsten Punkt Fuorcla Sura da Lavaz 2.703m erreichten. Dort gab es den ersten Blick auf die schweizweit bekannte Greina Hochebene den wir bei einer Pause intensiv genießen konnten.
Dann ging es runter in die Hochebene, die von Wasserläufen durchzogen war. Nach einem letzten kleinen Anstieg ging es dann nur noch bergab, der Schnee wurde immer weniger, die freien Grasflächen größer. Bald konnten wir die Steigeisen ausziehen und die letzten Kilometer zur Terrihütte ohne Zacken zurück legen. Der blaue Himmel war bereits mit vielen Wolken versehen, die dann im Verlauf des späten Nachmittags immer dunkler wurden.
Es begann dann zu regnen, der Wind wurde stärker, die Temperaturen hingen in den Keller, die angekündigte Kaltfront hatte uns erreicht.
Tag 4
Heute hieß es ins Tal hinabsteigen. Glücklicherweise kam das ganze Wasser nachts herunter, und wir konnten zumindest von oben trocken den Abstieg in Angriff nehmen. Ein paar kleinere Schneefelder waren noch zu queren, teils sehr nasser Untergrund erforderte viel Konzentration um nicht auf der Nase zu liegen.
Lediglich zwei statt der angegeben 3 Stunden benötigten wir nach Runcahez zum Stausee. Dort forderten wir ein Ruftaxi an um uns drei weitere eher langweilige Stunden Abstieg nach Sumvitg zu sparen. Das Taxi setzte uns direkt am Bahnhof ab, und nach lediglich 20 Minuten Wartezeit saßen wir schon im Zug zurück nach Diesentis.